Mosaiksteine 3
Der “Professor”
Irgendwann ward er so genannt!
Woher dies rührte,
blieb ganz unbekannt.
Mal vorne, mal hinten,
mal unten, mal oben,
selten laut, meistens leise,
sehr oft ganz zurückgezogen,
zog er seine Kreise,
bisweilen sehr gekonnte:
vor allem eben so,
wie er es halt konnte.
Gescheit war er ganz ohne Frage!
Doch er ertrug es
stets ohne eine Klage:
Ob Gedanken ihn drängten –
gar ihn in Ketten bannten,
oder führten zum Jubilieren,
so die Welt umarmen ließen ...
Oft auch Nahsicht getrübt in Dunst:
gerettet dann in stillen Klängen!
So zogen sich seine Wege,
umzäunt von Gesängen.
Anderen und sich selbst
ein Rätsel bleiben:
still im Winde treiben,
und Wirklichkeit mit Traum
vermischen oder vice versa;
auf den Wellen einfach reiten,
auf den Wegen einfach schreiten.
Professorales bleibe immer da:
es war ganz einfach gegenwärtig,
so ein Stück Lebenselixier,
vor allem auch Töne im Visier.
Der “Macher”
Wie gern’ er’s tat, das Deklamieren!
Da gab’s für ihn auch kein Genieren,
Sich stotternd durch die Texte mühte,
Bedeutungsschwanger sie versprühte.
Mit Bild und Ton sein Leben preiste.
Den Globus krampfhaft er durchreiste.
Auf Beifall für sein Tun er pochte:
Nicht jede ihm den spenden mochte.
Wie jene die es einst wirklich wagte
Und auf seine Reden gar nichts sagte;
Dafür stur auf den Bildschirm blickte,
Dabei für sich die Maschen strickte.
Wofür er denn habe gar viel gelesen,
Wenn die Holde nicht genug genesen,
Von jenem Übel großer Ignoranz:
Verkrieche sich nur im Mummenschanz!
Sein Klagen verhallte jedoch ungehört:
Wie so oft wenn keine Achtung stört,
Wenn Bewunderung versagt dann bleibt,
An ihm sich niemand mehr gern reibt ...
Da es sinnlos scheint ihn ernst zu nehmen:
Bisweilen ein Hauch sich fremd zu schämen,
Das ist alles was jenem Herrn noch gilt:
O wie bedauernswert derart anödend Bild!
Wer glaubt hier könnte noch Mitleid helfen!
Seht er sich krampfhaft müht um manche Elfen,
Für ihn schwergewichtig seine Wörter klingen:
Doch andere eher um den Verstand sie bringen.
Wollte stets hoch hinaus doch schaffte es nicht!
Ohne es wirklich zu spüren blieb er der Wicht
Zu dem sein Schicksal wiederholt ihn führte:
Er nahen Zusammenbruch nicht einmal spürte!
Menetekel
Das Ende naht
wie auch immer
auf leisen Sohlen
laut vernehmlich
heftig drohend
ziehend
lassend
greifend
flüchtend
alle treffend
Vergänglichkeit
unausweichlich
Imposanz zu
verrottendem Staub
Würmerfutter
Unscheinbarkeit
vom Elend befreit
Wichtigtuerei
ihres Nichts entkleidet
Ende allen Seins
Aus gutem Flug ...
Kühn in einem endlos wähnend Flug
Zu spähen wo denn überall Betrug
Auf das Unten nur noch wenig geben
Es zählt nur mehr großartig Schweben
Im Gleiten schnell der Enge weichen
Mit Flügelschlag und seinesgleichen
Gezogenen Grenzen dann widerstreben
Nun etwas ferne all dem üblich’ Leben
Dabei aus Höhen distanziert betrachten
Und durch Abstand geschickt verachten
Sich von all jenen Tölpeln nur befreien
Um fruchtbringend freudvoll zu gedeihen
Ein Weichen den Zwängen aus Jammertal
Der Krähenvogel mahnt mehrdimensional
Er weist uns hie und er weist uns auch da
Erhöret nur endlich sein Krah Krah Krah
(die "Krähen"-Gedichte stammen jeweils aus meinem Gedichtzyklus "Die Giftzwerg-Sequenzen!)
... demnächst dann mehr / there's a time and a place for everything ...
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