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Gedichte ab 2015
Alle Jahre wieder ...
Es kommen nun Tage sozusagen als Wende:
Eine Zeit, die uns bringt erneut ein Jahresende.
In vielfältig Besinnung die Gedanken lenken.
Sich vielleicht auch mit Muße zu beschenken.
Für Christen die ganz besondere Besinnlichkeit.
Mit Lichtern vertreiben so manche Dunkelheit.
Und Uhrenschläge später geht es so richtig rund:
Ein neues Jahr tut eilfertig man fast allen kund.
Mit besten Wünschen oft leicht daher gesagt,
Bei Einladungen deren Sinn oft unhinterfragt:
Lautes Lachen und Böllern – alles neu beginnt!
Der Alkohol bei lauter Freude in Strömen rinnt.
Mit vernebelten Sinnen und entsprechend Gebelle,
Mancher nun allen um sich seine Vorsätze erhelle:
Alles werde nun viel besser als es jemals war!
Es lockten ganz neue Ufer nun – das sei doch klar!
Was man bislang hat ganz einfach so versäumt,
Wovon man doch immer bislang nur geträumt:
Im neuen Jahr wird all dies nun frisch begonnen!
Frisch gewagt heißt es sei doch schon halb gewonnen ...
Und übrigens würde jeder in der Runde heiß geliebt
Man habe sich doch immer nur bestens verstanden
Zusammenstehend für immer in eisernen Banden
Und selbst sei man ach so beliebt bisweilen verliebt
Beim Punktschlag werden sogleich die Gläser gehoben
Zu besiegeln was man abendfüllend treibt zu geloben
Mit Freude und Inbrunst Millionen in Himmel gejagt
Doch was all dies kärglich Aufbäumen stets überragt
Sind die Leerformeln ...
(zu Silvester 2015)
Das Ende des Storches
Als der Storch gestorben war
fühlte er es endgültig und tief:
Es war Zeit zu gehen. Zeit!
Die Frage nach dem: Wohin?
leidlich offen, doch nur wenn
man es genauer sehen wollte,
eigentlich unausweichlich
klar: die Richtung deutlich.
Die Winde, die einst dem
Storche gehörten, die ihn
trugen in seine Höhen,
aus Tiefen hinauf hoben,
konnten seine Irrungen und
Sehnsüchte nicht mehr tragen:
Nicht länger
Der Storch war tot
Mit ihm irgendwie auch er:
Es war Zeit zu gehen, ihm
zu folgen in die Sphären
des Nichts
Der Storch war tot
erschlagen mit einem Stein
herzlos
Der Storch war tot
gezielter Stich mitten in
sein bebend Herz
Der Storch war tot
abgeschossen aus reiner
Tötungslust
Der Storch war tot
verhungert weil ihm sein
Land geraubt
Der Storch war tot
verendet durch gelegte
Giftköder
Der Storch war tot
gehetzt von freigelassenen
jagenden Hunden
Der Storch mußte sterben
weil der Mensch dieses
sichtbare Mahnen an
Freiheit nicht länger
ertragen konnte
(angefangen 18 Juli 2015)
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Eine echte Produktivität
Gierig überall mitzumischen
Die Gremienkultur gesucht
Mit Biergläsern auf den Tischen
Kritiker ganz schnell verflucht
Vor allem wollt man etwas sein
Im Gesang von Seinesgleichen
Weit erhoben über allem Schein
Der Bedeutungslosigkeit entweichen
Stets publiziert aus jenen Runden
Mit Einfachheit die Welt erklären
Blitzlichtgewichter tat so munden
Man bewegte sich in hohen Sphären
Doch mit den Jahren ein Erkennen
Das meiste ist nur Lug und Trug
Sein Leben sinnlos zu verbrennen
In jenem törichten Hexenspuk
Das Elend irgendwann unerträglich
Was einst schien wertvoll nur mehr öd
All die Gesichter ach wie kläglich
In der Erscheinung nur ach wie blöd
Dann wieder einmal eine Tagung
Fühlte sich nur noch ganz allein
Ganz jäh der Stich an Ernücht’rung
Und dies alles soll dann Leben sein
Ein Krümmen in Gehirn und Magen
Hier Antwort schien nun völlig klar
Zum stillen Örtchen sich zu wagen
Sich gut befreien von dem was war
So ließ er sich den Weg halt weisen
In ihm auch Drang nach Änderung
Ganz kräftig einfach auszuscheißen
Sich befreien von dem stinkend Dung
Und wie er einsam dann in der Kabine
Auch gedanklich seine Kreise zieht
Da ruft ein anderer aus der Latrine
Fürderhin er auch jene Gremien flieht
Es sei doch kaum mehr zu übersehen
Zeit für die richtige Erkenntnis prompt
Nie mehr in Zeittotschlag sich ergehen
Einzig Sitzung bei der sicher was rauskommt
Sei befreiend Tun auf des Häusls Schüssel
Auf diesem Weg sei er jetzt ganz richtig
Ein erster Weg zu besserem Lebens Schlüssel
Beizeiten sich fernzuhalten – eben so wichtig
Ach wie gut wenn es einem dann endlich frommt
In all dem geschwätzigen Unrat klarer zu sehen
Die Sitzung wo eben sicher etwas heraus kommt
Als einen Akt der Befreiung fröhlich zu verstehen
Sich niemals genieren beizeiten gut zu fliehen
Die Welt kleinkarierter Kirchturmsichtweisen
Und nicht mit jener Kreatur dann Dinge vollziehen
Sowie was man nicht will auch noch zu lobpreisen
So was immer in all jenen Sälen mag geschehen
Sorgsam prüfe ob man sich da auch stets befreit
Oder dort schlicht nur endet aus tumben Versehen
Und letztlich nicht jene armseligen Kontakte bereut
(14 Juni 2015)
Kranichzug
Es werden die Tage kommen
an denen Himmelsblau ergrauen wird
Die Trompetentöne die Seele nicht mehr erreichen
Formationen ihres Fluges ihre Gestalt verlieren
Sich auflösen letztlich bis hin zur Unsichtbarkeit
Hinflüge zu den fernen Rastplätzen und
Rückflüge zu den ebenso fernen Brutstätten
am Ende nicht mehr wahrnehmbar bleiben
Die Zeit der Stummheit
Die Zeit der Erblindung
Die Zeit der Natürlichkeit endet
Zunehmend nebelhafte Züge
auf den Winden des Verstummtseins getragen
(angefangen 29.10.2015)
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Verkehrte Welt
Sie hat geworfen
dabei sich selbst verworfen
davor fing es an
mit jenem Galan
Und jener betrübt
längst nicht mehr verliebt
klagt es wäre so öd
und sie nurmehr blöd
Willkommen
einen weg genommen
die hürden erklommen
hoffend auf willkommen
doch letztlich zerronnen
was in träumen gewonnen
wirkt nur mehr beklommen
all die wörter die frommen
letztlich ganz verkommen
die ferne verschwommen
es gibt kein entkommen
letzte lichter verglommen
also doch kein willkommen
mag es auch verdrießen
die wasser ständig fließen
es scheint gar zu behende
vom anfang bis zum ende
(27. April 2015)
Enthüllungen
Mit sahnig verschmiertem lächelnden Munde
Bringt sie dem verdutzten Giermeth die Kunde
Ich wollte es einfach nur mal heftig probieren
Und gar nicht werd’ ich mich deswegen genieren
Es ergeben sich manchmal Dinge so ungewollt
Und sich dann schwer entrüstet der Tugendbold
Dabei hätte er es gerne einmal so bei sich erlebt
Beim Gedanken daran sein ganzes Inneres bebt
Aber es hat halt offenbar nicht sollen so sein
Giermeth bleibt mit Gelüsten und Sehnen allein
Und so versäumt er es nicht gar heftig zu rügen
All jene die erfolgreich sich lustvoll vergnügen
Die hemmungslos sich ausleben und es treiben
Welche fröhlich sich an lockend Hautsphären reiben
Da steht sie nun da mit ihrem zufriedenen Gesicht:
Auf und in sich die Spuren von dem was gewesen;
Die Erinnerungen lassen sich körperhaft auslesen:
O Giermeth, all dies Schöne, mit dir tät’ ich’s nicht!
(13 Juni 2015)
Der Tunnel
Im tiefen Dunkel schemenhaft nur zu erkennen:
Wer würde es denn wagen den Namen zu nennen.
Wie stellte es sich dar besehen bei hellem Lichte?
Ein Loch in schönster Landschaft nun zunichte?
Selbst Krähengesang ist längst schon verstummt;
Es ist als hätte sich jede Regung tief vermummt!
Verborgen Straßen, Rinnsale, Flüsse oder Schienen,
Auch all die Wege die geordnet in Fernen grienen.
Dem Dunkel entspringen gar plötzliche Lichter:
Die Engen erscheinen nun unendlich viel dichter,
Bis jäh sie wieder in all ihre Nächte verschwunden,
Blitzschnell Pochen und Atmen ins Nichts entwunden.
Tiefe Schwärzen umgreifen all das was noch Hülle,
Irgendwo tanzen laut singend Elfen in ihrer Idylle.
Und alles andere geht normal seinen Gang allerorten,
Auch bei in tiefnächtlichem Spuk lärmenden Horden.
Vielleicht läßt sich einst lesen von dem was gewesen,
Über all die Erscheinungen welche wirklich erlesen:
Man sieht dann in Bildern wie schön dereinst Gefilde,
Wie unendlich wertvoll so manch mißachtet Gebilde.
Ob Stille, ob Lärmen, ob Tunnel, Licht oder Gischt –
Dies alles zu seiner Zeit von Endlichkeit weggewischt.
Doch was soll all dies viele Räsonieren und Gemunkel,
Wenn letztlich verhüllt die Antwort stets vom Dunkel.
(Juni 2015)
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Die Adebar-Trilogie
1.Teil
Der Storch erhob sich über all die Niederungen,
klapperte sein Lied des Unverständnisses:
"Wenn ihr mich hier nicht mehr haben wollt,
dann suche ich mir eben ein anderes Land,
ein besseres, das mein Dasein zu schätzen weiß."
Vom Aufwind ließ er sich in seine Höhen treiben,
kreiste freudvoll in und mit dem ihn liebenden Wind.
Er ließ sich Zeit, gab sich ganz seinem Fluge hin,
zog andere Artgenossen mit in seinen hehren Bann,
die ihm, bereitwillig folgend, die Eskorte gaben für
den gemeinsamen Abschiedsgesang, geschickt
weit hinunter in die Tiefe, in menschliche Abgründe.
So tönten sie dann alle gemeinsam ein letztes Mal:
"Schade, wir wären gerne geblieben, aber wohl dem,
der, wenn es geboten ist, fliegen kann, wegfliegen
von der Unbill nimmer endender Habgier und Sucht,
weg von dem, was einfach nicht mehr passen will.
Geht eueren Weg, wir jetzt den unseren. Ade ..."
(Adebar-Trilogie, 1. Teil; Fagusarua)
2.Teil
Der Storch von den Winden hochgetrieben,
unterstützt mit seinem kräftigem Flügelschlag,
erblickt mit Entsetzen die Umtriebe hienieden:
Menschen sich täglich mühen zu schaffen neue Plag’...
Der Mensch derart in seiner Dummheit gefangen,
Sich selbst die Basis entzieht unter seinen Füßen;
dabei sich verbittet, ihn dafür noch anzuprangern ...
Doch irgendwann wird auch er dafür sehr büßen:
Wenn überall zunehmend nur mehr die Dürre sprießt.
Mais und Raps und Rodung und Rücksichtslosigkeit,
schaffen es, daß für die Habgierigen der Mammon fließt:
Oberflächlich schneller Gewinn ist die Losung der Zeit!
Was schert da einem noch das Leben anderer Kreaturen:
Man hat sich selbst zur Krönung der Schöpfung gewählt.
Was interessiert noch das Leben andersartiger Kulturen:
Nur mehr dümmliche Bereicherung ist es, was da zählt!
Zerstören um der Zerstörung willen: so mancherlei Drang ...
Und eben die Ausbeutung von Umwelt zu perfektionieren!
All diese Perversionen ein ganzes ungelebtes Leben lang!
Und sich für nichts aber auch gar nichts mehr zu genieren ...
“Ihr habt mir genommen, was dereinst meine schöne Heimat war
und seid habgierig und blind überall dort plump hineingebrochen,
habt dreist gerodet, rücksichtslos, doch auch euer Ende ist absehbar:
denn irgendwann kommt das Ende für egoistisch gelebte Epochen!”
Der Storch zieht, sinnierend, noch höher die Kreise, gewiß nicht befreit
von all dem bedrückend Erleben; er flieht nur das Elend, denn zu nah
sind hier die Dinge, die das Leben so mühen und deshalb ist er bereit,
diesen Orte hier zu meiden, sucht nun nach besserem: terra incognita:
Plätze, wo er kann wieder ungestört froh sein Storchenleben gestalten:
Orte, wo nicht jene Spuren menschlicher Niedertracht so viel zerstören,
eine Gegend, wo er kann eine neue Heimat unbeeinträchtigt behalten,
wo nicht merkantile Abgründe die Sinne knechten und oft noch betören.
Er schlägt erneut sanft die Flügel, schaut ein letztes Mal sich hier um,
Sammelt all die Seinen aufmunternd und drängt fort jetzt zum Zug ...
Und die Stunde für den Ort ist gekommen: Störche für immer stumm!
Denn sich anzubiedern bei jenem Irrsinn, dazu der Storch ist zu klug.
(Adebar-Trilogie, 2. Teil; Fagusarua)
3.Teil
Mit spärlich Flügelschlag den Blick nun in tragende Winde gerichtet
Kräftesparend endgültig einen nicht erhofften Abschied genommen
Die Seinen um sich scharend gleichwohl die Gefühle sehr beklommen
Das Leben jedoch hat halt die Schwerpunktsetzungen anders gewichtet
Sinnlos zu hoffen und groß zu lamentieren im Tal der Unwägbarkeiten
Wohin die Reise letztlich gehen muß wurde sehr deutlich vernommen
Wie an Orten verweilen wo doch zu viel mißraten und so verkommen
Um das eigene Überleben zu sichern gilt es gezielt zu fliehen beizeiten
Ein paar Blicke dann im Flug die Köpfe gewendet noch einmal zurück
Kaum bleiben Rastnischen für ein Denken an jenes vergangene Glück
Vertrieben und verjagt von Plätzen die dereinst so wertvoll gewichtet
Anfänglich nur Ahnen vergebliches Hoffen dann alles schnell gewendet
Was lange Zeit währte Storchenleben bescherte ward hartherzig beendet
Irgend jemand oder wer oder was halt auch immer hat dies so gerichtet
(Adebar-Trilogie, 3. Teil; Fagusarua)
Gedichte ab 2016
Fehlgeleitet ...
In fremde Texte schnüffelnd eintauchen
um sie dann inhaltlich zu verfälschen
mit geübten Grenzen eigener Perspektive
und sattsam hohler Wahrnehmungstrübung
Jenes gelebte Nichtverstehenkönnen als
Sucht nach endlosen Unterstellungsorgien
Gründeln abgrundtief im Nichtgesagten
Eigene Vorstellungsgrenzen als Korsett
Gelebte und gepflegte Unaufgeräumtheit
als Bollwerk gegen mögliche Aufklärung
Unverständnisaskese gegen Herausforderung
Und bodenlos versunken in Wirklichkeitsflucht
Selbstgewählt all diese nichtende Unmündigkeit
Dieses perfektionierte Scheitern im Stumpfsinn
Jene Selbstkasteiung des Denkens als Tugend
Perfektionierter Drang auf einfachste Antworten
Ablenkungsexzesse als erkorene Rettungsanker
Sedativum eigene Anstrengungen zu verhindern
Nachplappern als entlarvende Exegesepraxis
Erspähtes so konsequent stets fremd bleibend
(2. Mai 2016)
Langeweile und Öde?
Nichts will ihn mehr entfachen
Kein Grund mehr für freies Lachen
Alles dünkt ihm nur seltsam öde
Die meisten Angebote allzu blöde
Die Umwelt nur mehr dumpfe Last
Fern der Lust auf jene Alltagshast
Gar nichts mehr lebendig ihn zu locken
Von allem gänzlich nur erschrocken
Krähen mahnen von hoch oben
Elstern auch laut krächzend toben
Die laute Welt sie lärmt und schreit
Von Pfaffenkanzeln es stets gedeiht
Leerformeln aus dem Hirngewühl
Mal drohend leis dann mit Gebrüll
Das bunte Locken macht ihm bang
Gewichen längst der Mitmachdrang
Doch von ihm – das ist kein Witz
Nimmt nun niemand mehr Notiz
Ungesehen nicht mehr wahrgenommen
Der Druck im Körper zu beklommen
Wohin man mag sich da noch wenden
Wie wird wohl all der Jammer enden
Die Zeit verrinnt und aus grauer Macht
Wird sanft und deutlich Trost gebracht
Es heißt bei allem sei doch ohne Not
Denn geduldig wartet Gevatter Tod
(Fertiggestellt: 23.11.2016)
Zurückgezogen
Glücksgefühl aus tiefer Unerreichbarkeit
Blicke auf die Spiele all der Vögel
im Fadenkreuz der Winde
Dabei deren Gehetztsein nicht ignorieren
Deckung im dichten Buschwerk
Suchend das Nahe umfassend zu begreifen
Die Gesänge all der Gänse und Kraniche
Wenn Moore erwachen oder sich ruhigen
Einmaligkeit jeweiliger Augenblicke
Nähe wächst wallend zu einer Endlosigkeit
Ferne durch eigene Füße bestimmen
Weiten in Selbstbestimmung eingrenzen
Ein Buch mit Fingerzeigen
Der Kuchen mit Rosinen
Dampfender Kaffee
Bisweilen etwas Musik
Radio zu gegebener Zeit
Gelebte Langsamkeit
Fremdes Verlangen ausgesperrt
Medienabstinenz als edler Seinsgrund
Sorgsame Wahl dessen was wirklich
wichtig und glücklich stimmt
Die Störche in ihrem ernsthaften Spiel
mit der Thermik bewundern
Zum Erkennen eigener Grenzen gestimmt
Träumen in sinnstiftende Linien gebettet
Lust und Wirklichkeit gewähren lassen
mit selbst gewählten Zügeln
Ausgrenzen von deutlich Unerreichbarem
sorgsam mit knapper Zeit umgehen
Die Eile der anderen als Mahnmal begreifen
Dem eigenen Atmen lauschen
Eigene Schritte tonhaft werden
Das Ticken der Standuhr
Nahes Klopfen vernehmen
Verbannung von Geschwätzigkeit
Nichtmitmachen als Gebot
Fremdes Verlangen ausgesperrt
Aufstiegsverzicht als Lebensmodell
Verstehen die Gnade der späten Geburt
Das siebte Kreuz als Menetekel
Jenes Versagen von Schöpfungsgedanken
Notwendige Erinnerungen bewahren
Die Kunst richtig trennen zu verstehen
Absonderung von Überflüssigem
Einbeziehung des Notwendigen
Vermeiden von Gleichschritten
Stets Zeichen der Zeit richtig deuten
Sich über erwidernde Blicke freuen
Glücksgefühl begrenzter Erreichbarkeit
(Fagusarau, 23.11.2016)
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Hemmungslos
Anfangs noch gut gespeist
fröhlich mit Stil getrunken
dann:
nur mehr sich vollgefressen
und sich dummgesoffen
irgendwann dann geplatzt
weil: hemmungslos
Zunächst gemütlich und mit
wachen Sinnen unterwegs
dann:
mit bepackten SUVs all die
Gegenden und Landschaften
durchwühlt, tote Gefühlswelt
weil: hemmungslos
Noch nie die Grenzen gespürt
Fern jeglicher Bescheidenheit
zudem:
der Welt stets besserwisserisch
begegnet, Vereinfachung als
Zepter eigener Überheblichkeit
weil: hemmungslos
Träume in Grenzenlosigkeit
ausgeufert, niemals gezähmt
dann:
Wirklichkeit begegnet und in
krankhaftem Wahn verkannt
versucht sie zurechtzubiegen
weil: hemmungslos
Vermeintlich geliebt und sich
stets verantwortlich gegeben
dabei:
nur wilde Fickerei und Habgier
als Lebenselixier stets erkoren
und dabei seelisch verkrüppelt
weil: hemmungslos
Zuletzt dagelegen, dicker Wanst
aufgedunsen und ekelerregend
und:
Gedanken und Wörter nicht mal
mehr als nützliche Asche überlebt
keine Erinnerungen mehr an ihn
weil: all dies vom Winde verweht
Hemmungslosigkeit ohne Zügel
Gefallsucht als nichtendes Nichts
Die Frau mit dem Bodypainting
längst verwelkt in Unsichtbarkeit
Liebhaberei längst im Nebeldunst
Schattierungen gewesener Zeiten
Gedanken im Labyrinth des Orkus
Eigentlich nicht einmal so gewesen
Eine Existenz ohne wirklichem Sein
Mitgelaufen kräftig mitgeödet sowie
längst schon gestorben obwohl sich
selbst stets besonders aktiv gedüngt
Funktionierender Körper ohne Geist
Jasager in Grenzen engen Blickfeldes
Nicht einmal Erinnerungen sind nun
weil: stets so hemmungslos gewesen
(1. Mai 2016)
Weihnachten 2016
Heiliger Abend, heilige Nacht, heiliger Tag:
heilig nicht im Verständnis märchenhafter
Erklärungen aus klerikalen Mündern; NEIN:
heilig verstanden – als heilbringend, heilvoll.
Diese Zeit als Momentum, eine Gelegenheit
zur Entschleunigung, zum Innehalten ...
Sich bewußt machen, derartige Auszeiten
immer wieder zu reklamieren, zu leben:
entfernt von Lärm, Hast, Fremdbestimmtheit!
Sich befreien von Belehrungsmaschinerien,
von volkspädagogischer Infiltration und den
tumben Versuchen, den Geist zu knechten.
Salbungsvoller Geschwätzigkeit widerstehen!
Heil als Glück, als Wohlergehen, als Rettung
vor all jener alltäglichen Impertinenz, aus
welcher Richtung auch immer ...
Versuche, heil zu bleiben, also unverletzt,
unbeschädigt, gesund – das Schöne, das Gute
strebend zu suchen, auszuweichen all den
Hindernissen aus Frechheit und Dreistigkeit.
Heilig als Maxime für ein erfülltes Diesseits,
ohne Projektionen auf Unwirkliches ...
Hic Rhodos, hic salta – hic et nunc: ganz
ohne Vertröstungen auf Unerfüllbares!
(24./25. Dezember 2016)
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Nostalgische Empfindungen?
Mit dem Gesang der Vögel erwachen
Von frischer Morgenluft umströmt
Geküßt vom Hauch der Hektikferne
Der Tag ohne mediale Infiltration
Kein Zeitungsgeraschel mit diesen
redundanten Nichtigkeiten
Meldungen irrelevant und leer
weg mit Scheinbeschäftigung
Unliebsame Stimmen ausblenden
Wiederholungen der Nichtigkeiten
entgehen, all dies vermeiden
Ausgrenzung des öden Déj Vu
nur überflüssig, schlicht lästig
Durch den Tag mäandern, bewußt
Bemühen um Einheit der Empfindung
langsam, behutsam schreiten
Nicht das Tempo der anderen gehen
still verweilen, selbst sehen
Stehenbleiben nur wenn es wirklich lohnt
Fortschreiten nur wenn es einem geziemt
Der Abend mit Vogelgesang ausklingend
(Fagusarua, 04. März 2016)
s p ä t
die wellen schlagen ihre
dumpfen töne ins gemüt
langsam
behäbig
mahnend
zeit der besinnung und
verbannung der blautöne
in fernen
horizonten
ungreifbar
erinnerungen als menetekel
unerreichbarkeiten im jetzt
diese abkehr
tagträumerei
wärmewallung
unwiederbringlichkeiten als
farbentupfer im wolkentrost
ansichten
wirklichkeit
einsichten
tentakelgriffe nun zu erlahmt
wörter statt gegenwartsdauer
wohlklingend
verlockend
doch: leer ...
wunschdenken als ein vehikel
gegenwart zu transzendieren
behutsam
bedächtig
doch: beharrlich.
festhalten am morschen gebälk
irre mahnender vergänglichkeit
untaugliche
bemühungen
vergeblicher versuch
loslassen als der rettungsanker
dem hamsterrad zu entrinnen
rechtzeitig
selbsterklärend
die unbill fliehend
es ist sehr spät geworden im licht
das dunkel schickt die dämmerung
ferne grußversuche
bildhaftes meeresgrau
sinnesklaviaturgetaste
ja es ist wirklich schon spät
vielleicht bereits zu spät ...
jedenfalls mindestens: spät.
(fagusarua, 29022016)
s p i r a l e n e m p f i n d u n g e n
kurvenhaft um den punkt, um die achse freudvoll kreisen:
bahnen ziehen, sich nähernd, entfernend, eindringend.
wechselhaftes spiel im und um ein schneckenhaus.
ammonitenbildnisse in edel kurvenhaftem oasenreichtum,
glänzend im schein tausendfacher sonne oder illuminiert
von in atemzügen wildnisgleich flackernden kerzenlichtern.
kraftvolle annäherungen und erschöpfte entfernungsrituale:
ein auf und ab im rhythmus des kräftig pulsierenden lebens.
seelen einatmen, aufsaugen, wieder fliegen lassen, endlos.
spuren vom ende zum anfang und vom anfang zum ende;
mit den sinnen tastend und fühlend behutsam ergründen,
dann wieder mit der hemmungslosigkeit fordernder wildheit,
spiel der näherungen, des entfernens, des entladens in lust.
lusterfülltes leben als einzig wesentliche gestaltungsmaxime,
fern von alltäglichkeit, gleichwohl lauern deren boten stets:
stellen bohrende fragen nach spiralenhaften dekormotiven,
wehren sich aufwendig: gegen beteuerung und verdrängung,
fragen nach dem, was wirklich ist, dem was nur scheint, und
betreiben das hinterfragen der unsicherheit, der teilbarkeit,
wollen geheimnisse hinter den pupillen ergründen, möchten
in den spiralenhaften urgrund vordringen, wahrheiten fassen.
spiralen als uraltes, gar heiliges symbol zahlreicher kulturen,
somit einheit von denken, sein, leben und tod, spirale als der
weg hinein und wieder hinaus oder schicksalshaft vice versa.
verwirrungen entwirren, entwirrungen verwirren, dies endlose
bahnen von wegen, gerade, krumm, steinig, also: fordernd.
(Fagusarua 29022016)
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Ein Teller ist zu wenig ...
Ein Teller ist mir zu wenig, so sprach einst ein geklonter König und kaum gesprochen,
ward es getan, man schaffte ihm schnell zwei, drei, vier, gar tausend davon heran.
Und des Kunst-Königs Pupillen wuchsen stetig hinein in die Unendlichkeit, er umgab sich
mit ganz besonderer Heiterkeit, zufrieden schallte es aus seinem Bauche, so sei es fürderhin auch
stets der Brauche – denn ‘mit heiterem Getöne schaffe ich mir dann mein ureigenes Gedröne’.
So wandelte jener in seinen Gefilden, mit frostig’ Gehabe er an seiner Aura baute: sie zu bilden;
dabei er doch auch nach den Himmeln schaute, dies hob ihn hinweg von eigener Flaute, ob er
noch hatte der Götter Wohlgefallen, war in furchtgedräuter Stunde in ihm ein Widerhallen, und
er verwischte für sich dann schnell ein drohend Menetekel, verbat sich gar fremder Leute Ekel;
wobei der königlich abgehoben vergaß, wie tief im Inneren der Zweifel stetig in ihm weiter fraß.
Man könnte nun sagen, all dies sei fügsam’ glücklich’ Wende fernab von feindselig’ Meute,
doch er lebt gut märchenhaft ja so auch weiter, nicht gestorben – also tellerreich bis heute:
Und wer wollte da behaupten: er hätte auch irgendwann gepatzt, wo er doch niemals geplatzt!
Wer wollte da kritisieren, wenn Königliches sich niemals tat genieren noch aufhörte zu gieren!
Nein, es ist schlicht Fakt und Takt: am eigenen Wesen sollen tunlichst die anderen genesen ...
(21 Januar 2016)
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