Gedichte 2002
Zuneigung
Wenn du dich fragst was es denn sei
das naht und dich schnell lobt
es ist der Chef der eilt herbei
schmiert Zucker dir aufs Brot
Gar nichts von dir sei ihm vertraut
fast alles scheint ihm fremd
ja er greift nur nach deiner haut
und will dein letztes Hemd
Sie alle mögen dich ganz heiß
Bei ihnen sollst du tanzen
Doch saufst du ab gehn sie ganz leis
und schonen sorgsam ihre Ranzen
Der Tölpel
Es war ein emsig Tölpeltier
und es schrieb und las und sah
alles fraß mit großer Gier
und dachte es sei nah
all dem Geschehen dieser Welt
nichts blieb davon verschont
dabei ging es ihm nur ums Geld
stets fragend ob es lohnt
Und als der Reichtum angeschafft
vorbei war nun all die Not
da ward es schnell hinweggerafft
von klopfend Gevatter Tod
gedichte zur angeordneten weiterbildung und
ihrer obrigkeitsgefälligen dynamik ...
(- ein kurz(schluss)zyklus -)
i) versuch in gruppendynamik
kärtchen gemischt und kärtchen gezogen
gegriffen im zufall gleichwohl ganz verbogen
grüppchen gebildet und grüppchen gefunden
gesprochen im schweigen ganz ungebunden
ziellos gesessen und auch ziellos gegessen
die zeit ganz fest platt an die wände pressen
hände verkrampfen und in unterleibe krallen
ein blähen und gurgeln und ein endlos lallen
gefesselt auf stühlen gestrauchelt im denken
im suchen nach sinn sich die glieder verrenken
auf weissem papier strichmännchen gewogen
tatsächlichen stillstand vom hirn fortgelogen
ii) es tanzt der bär
es zottelt im saale es trampelt in zeilen
gezwungenermaßen in bildung verweilen
buchstaben sortieren und sätze verwalten
die hintern festkneifen das rückgrat verhalten
blicke am rande des eigenen tellers festzurren
nur ja keinen laut der könnte klingen wie murren
es nähern sich pranken auf brettern die schwanken
die sinnlosen silben auf ganglien entlang ranken
das felltier spielt auf zu seinem albernen tanz
und niemand wagt zu zertreten den zottligen schwanz
iii) der bär tanzt immer noch
und sitzen wir erst da und gibt es kein entrinnen
es dehnt sich das gespäch hinein es gilt zu sinnen
wer was warum wohin in alle welt gegangen
und all die hier verweilen so endlos tief gefangen
es räuspert rülpst und gurgelt aus kaltgepressten herzen
längst erfriert auf eis was einst noch hoffend scherzen
es dunkeln sich die fenster von schwarzem bärgezottel
da wird es siedend heiß man macht sich selbst zum trottel
iv) die belobigung des bären
guter bär du schleichst so stille
ganz gewand und zielbewußt
leicht verborgen eisern wille
mit dem du andere stempeln mußt
in schein und sein ganz durcheinander
die zeit jagt dich durch wälder heim
es gilt zu jagen in störend mäander
man sollte glätten und fröhlich bei wein
eigene hast ruhig den anderen zu weisen
und sich dann seiner erfolge zu preisen
(Anmerkung: gewand und nicht gewandt !)
v) wo isser denn der bär
pfotentritte in aufgeweichtem grund
abdrücke in tauenden schneeresten
richtung wegwärts jedenfalls fort
zottelreste an dornenhecken gehakt
aufgereiht in abständen unregelmäßig
gleich einer unordentlichen garderobiere
ein hauch von bärendunst noch überall
jedoch geschwärzet ins dunkel gehüllt
das brummen fernab sich im nichts verlierend
was einmal tanz ist nun freudloses tappsen
unbeachtet ungewichtet ungezählt ungesehen
bärenfell versucht verjährende runzeln zu decken
gleichwohl nicht dicht genug nicht hinreichend warm
vi) gruppendynamik der gruppendynamik
rumpel pumpel käseküche es rinnen streng die geistesgerüche
im händchen halten sich entfalten und sein kleines ich verwalten
ein klein wenig ringelpiezchen und dazu klein müller lieschen
nur nicht zu laut und nicht zu leise hinein in diese grüppchenreise
wir wollen doch die welt entdecken hervor was hinter dichten hecken
ein wenig suff und ein bankett das macht so manchen alltag wett
schnell die brille aufgesetzt sorgsam die messer scharf gewetzt
und auf gehts gegen all die laffen die es wagen hier zu gaffen
die hier kommen mit räsonieren oder gar offen kritik probieren
wer will es wagen kommt sagt an zu ändern das was man hier kann
man wirds euch geben wirds euch zeigen wer nicht tanzt hier in dem reigen
der wird schnell vor die tür gestellt hat nichts zu suchen in dieser welt
wir wollen tanzend pflegen unser wesen an ihm soll alle welt genesen
und wer nicht fällt unter unsere huld mein gott der ist halt selber schuld
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