Ein Gedicht
Verstummt sind sie
all die Heimwerkerorgien
Verschwunden im
Nichts kurzer Gegenwart
Kein Halm wird gebogen
Kein Ast wird gekrümmt
Weder Holz noch Beton röcheln
ihren Hauch der Vergänglichkeit
Alles verschluckt von tiefster Nacht
Stille.
Verborgen im ruhigem Taktschlag
tiefster Nachtidyllen
Entschwunden den Sinnen
auf Wahrnehmung geeicht
Keine dümmlichen Reden
Keine unsäglichen Forderungen
Weder Aufplustern noch Geschrei
stören nun das ruhende Gemüt
Verborgen unter dem Mantel der Nacht
Stille.
Abwesenheit greller und schreiender
Mattscheibendummheiten
Äthertöne verwandelt in ihre
nichtende Bedeutungslosigkeit
Jene Bilder endlich ausgeblendet
Jene Töne in Tiefen entsorgt
Aufmerksamkeit denen entzogen
die danach heftig gieren
Sich in eigene Nachdenklichkeit begeben
Stille.
Jahreszeiten in ihrem steten Wechsel
ein Kommen und Vergehen
Mitmachappelle und üble Lockrufe
verstummt in ihrem Bewirken
All den Nichtigkeiten entsagt
Überflüssiges weit abgewiesen
Geblieben ist Schweigen der Winde
über nebelhaftem Gebiet
Wandern in dunkler Unendlichkeit
Ruhe.
(Fagusarua, 13. Oktober 2013)
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Seid eingedenk
Wie oft schon das Gesicht gewendet wenn Abschied naht
Den Schmerz verborgen oder als Zeichen getragen
Welche Bedeutung soll haben die Art des Schwindens
Die Vorstellung trauriger Wege gilt es zu verwinden
Mit stolzen Flügeln hinweg in den fernen Süden
Fröhlich zu Fuß auch nur ein paar Meilen von hier
Motorisiert enteilend auf schnellen Asphaltbahnen
Auf singenden Geleisen hin zum Ziel das geboten
Mit Fluggeräten hinweg über das was weit unten
Oder auch nur kraftvoll ans andere Ufer geschwommen
Wie immer sich auch all die Abschiede gebärden
Wer weiß schon wie die Wiedersehen werden
Welch ein Blick in der Augen Abschiedsschimmer
Möglich letztmalig, denn vielleicht kehrt man nimmer
Das Denkbare wird in Verdrängung von sich geschoben
Hoffen und Träume in ertragbare Wirklichkeit erhoben
So nütze die Sekunden und sei gegenwärtig heiter
Keine bösen Worte als möglich letztes Zeichen
Und geht es mit Gemeinsamkeit einmal nicht weiter
Wird das Erinnern keinen Versäumnissen weichen
Wo das Schicksal zuschlägt bleibt immer zurück
Ein Stück Denken an das gewesene Glück
Ein Wissen um tiefes Wirken in jeglicher Not
Und am Ende geschlagen von Gevatter Tod
Vor Spiegeln stehen und in trübe Augen sehen
Versuchen das Geschehen einfach umzudrehen
Doch Verlieren deutlich gezeichnet
In stillem Einklang mit trauernder Seele
So auch des eigenen Endes zunehmend gewärtig
Seht die schwärzenden Zeichen am Horizont
Zeitnah gehend schwindend ins Irdische versinkend
Ein paar traurige Augen zurücklassend weinend
Um Vergangenes und um eigene Vergänglichkeit
(15. Juni – xx. Juni 2013)
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Die alte Kneippstadt
Als Kind den Ort stets nur öde empfunden
Nervend’ Anhängsel bei tumben Sonntagsrunden
Kurkonzerte wirkten wie Krach als Seelenqual
Und endlose Runden wie in einem Jammertal
In der Jugend bestrebt dies alles nur zu meiden
Den Frohsinn konnte jene Stadt gänzlich verleiden
Als Stillstand längst im Sinn verhaftet verblichen
Dieser Langeweile fortan beharrlich ausgewichen
Doch führt heute mancher lange Schritt
Mich durch die Häuser und Gefilde
Mit anderen Augen wirkt jeder Tritt
Nun wirklich nicht nur mehr öd’ Gebilde
Es gibt Tage voller Rast und Ruh
Verbunden mit ganz viel Behagen
Was ich auch immer dort nun tu’
Wir scheinen uns nun zu vertragen
Endlose Natur in schönsten Farben
Der Stille wertvoll güldene Garben
Doch auch Trubel wenn mal begehrt
Die Gefühle sind wohl nunmehr verkehrt
Heut’ kann ich hier nun recht gut genießen
Kein Drang mehr sich da ganz zu verschließen
Genügend Tun gemäß dürstenden Sinnen
So manches läßt sich auch hier ganz gut beginnen
Es gibt Tage die voller Buntheit locken
Einen jeden Blick füllt dann Sonnenschein
Kein Gedanke erfüllt von zerrend Brocken
Fast fühlt man sich hier dann daheim
Seht dann nur all die stolzen Gebäude glänzen
Wege ziehen sich mit sanfter Verlockung dahin
Menschen gar sorglos scheinend scharwenzeln
Jede Bewegung berge ein Stück Lebenssinn
Doch dann auch all die weisenden Schilder
Zu Sanatorien Kurheimen und Pensionen
Ich seh’ sie noch weilen und all die Bilder
Ein gnädig Schicksal möge sie doch verschonen
Nichts hat ihr geholfen der Fluch blieb bestehen
Zahllos endlose Versuche verpufften ins Leere
Qualvoll schrinkend mußt’ sie letztlich vergehen
Stumm geduldig verschwunden auf Charons Fähre
Vorbei am Ort des Geschehens ein mahnend Ruf
Der rote Keil als undeutbar Signal ist geblieben
Was immer auch dies unbegreiflich Schicksal schuf
Sie hatte stolz sich ihrem eigenen Sinn verschrieben
O – du Ort – du zeigst dich erneut von so vielen Seiten
Die je nach Empfindung mich dann stetig begleiten
Die alle meine Wege gewiß gar behutsam umfassen
Doch gewiß verbleibst du austauschbar und wieder
leicht zu verlassen
(23. Mai 2013)
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Sisyphos
Er hatte die Angewohnheit seine Wunschwelt
stets unaufhörlich entäußern zu müssen
Jener einer Art von Betroffenheit zu eröffnen
hoffend so Wirklichkeiten zu schaffen
Trugschluß in steter Wiederholung von Worten
den Lauf der Dinge zu beeinflussen
Dann doch erkennend die Grenzen dieses Redens
und entsprechend der Stille Raum geben
Zurückgezogen in die tiefe Verschwiegenheit
diverser für sich behaltener Traumwelten
Innenwelt als Forum für realistische Bescheidung
Töricht Zeus an den grübelnden Asopos zu verraten
Enttäuschung taugt nicht für Melderegister
Sinnlos sich wiederholt Thanatos zu widersetzen
der letzten Endes dann doch stets obsiegt
All diese Krämpfe und Kämpfe windmühlengleich
verschwindend dann im Staub sinnlosen Tuns
Sich dem Lauf der Geschehnisse nicht entziehen
dem Flußlauf nicht entgegen schwimmen
Statt dessen gleiten mit dem endlosem Strömen
verrinnender Zeit und ihrem Taktschlag
Ruhelosigkeit in die ihr gemäße Bahnen lenken
Steine schlicht anschauen nicht bergauf rollen wollen
Grenzempfindungen niemals in Selbsttäuschung
der Geringschätzung anheim fallen lassen
Möglichkeiten und Tun dem Einklang zuführen
(9. Juni 2013)
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Illusionen
Von Engelflügeln gestreichelt Seelenaustausch und Körperlichkeit empfangen
Sehnsuchtsvolle Wünsche und endlose Traumwelten in Wirklichkeiten führen
Geheimnisvollen Lockungen und der Seelen Rufe öffnen verschlossene Türen
Die alltäglichen Widrigkeiten fliehen und endlich pulsierend Leben anzuhangen
Sich an diesem prallen Busen nähren und in wilde Tiefen einzutauchen
Die unerträgliche Stummheit in hemmungslose Lautheit zu erwecken
Pulsierendes Empfinden vor nichts und niemandem zu verstecken
Dem Herzenpochen nun endlich des Frühjahrs Süße einzuhauchen
Gemeinsam in des Brunnens Gewässer zu versinken und endlos die Nässe spüren
Und dann in den Strahl der wärmenden Sonne sich erheben und lustvoll ficken
Mit fröhlichem Sinn und reinem Gemüt Nacktheit und Sanftmut überall erblicken
Doch wie verborgene fest in Stein geformte Schönheit in dies andere Dasein führen
(8. April 2013)
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Der besondere Realismus
Der Arzneimittelcocktail als Bereicherung
des abendlichen Mahls
Ausdruck verminderter Lebensqualität
Anschließend sorgfältige Überprüfung
noch anstehender Termine
Untersuchungsmarathone und Strahlen
Arztpraxen und Krankenhäuser als Teil
erweiterten Wohnambientes
Keine Täuschung durch Wunschdenken
Seltsame Gerüche durchdringen Räume
Windhauchzeremonien aus Duft
Ätherische Deutung der Begrenzungen
Das Gebiß in die trübe Glasschale mit
Reinigungsessenzen am Bette
Mimik zerfallend ins Miniaturhafte
Prothesen sorgfältig auf den Teppich
verstaut für Nachtwidrigkeiten
Die physischen wie die psychischen
Eingerichtet in den Ersatzteillagern
menschlicher Bestimmtheit
Trudelnd im Strom rinnender Zeit
Gummihafte Reste von Schwanzlust
gesäubert von trüben Säften
Entschiedenhafte Einsicht in Nöte
Tägliches Zeremoniell des Erkennens
ziehender Unausweichlichkeit
Erledigung drängender Notwendigkeit
Leo klagt zu Cleo er sei längst verrückt
doch was immer sein Verstand
auch war längst ist er ihm entrückt
Was soll denn all dies öde Räsonieren
auf Feldern begrenzten Tuns
Endgültig bleibt eh nur das Verlieren
So reimen wir alle ein letztes Mal
reisen dann schnell in die Stille
Hinein auf dem Weg ins dunkle Tal
Vor Beginn von Schlaf und Traumwelt
bohrende Sinne aus Wissen
Es eilt die Entscheidung und die Suche
Nach einem Land wo Endgültigkeit
nüchtern geendet werden kann
Wo Sterben noch billiger zu haben ist
(11. Mai 2013)
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Es nebelt und nachtigallt ...
Wo es unaufhörlich nebelt und nachtigallt
ist stets fast für alles die unpassende Stunde
macht einfach nur feiste Bosheit ihre Runde
Deren Niedertracht dreist ohne Ende hallt
Da hilft nicht Beten auch nicht Klagen
Gar fehl am Platze wäre das Verzagen
Über üble Gesinnung niemals scherzen
Die Gemeinheiten gilt es auszumerzen
Selbst kluges Fliehen stieße ans Ende bald
Wo selbstherrliche Gesinnungen toben
Da ist auch kein Beistand von hoch droben
Wenn es unaufhörlich nebelt und nachtigallt.
(1. April 2013)
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Gefälschte Erinnerungen
O hört sie laut klagen und seht sie verzagen
über all das was da sei so schlecht gewesen
Wie könnte man es auch nur kleinlich wagen
ihr Schicksal relativierend als gut zu lesen
Verwahrlost und verstoßen von allen Seiten
so hätten sie Aufbruch aus Not nur erlebt
Wahrlich es waren ganz schreckliche Zeiten
vom Untergang hatte das Land gebebt
Tausende flüchteten aus endlosen Weiten
waren nur froh daß man hatte überlebt
In Trümmern lagen Dörfer und all die Städte
es wurde gehamstert ums Überleben gerungen
Denken wucherte wenn man beizeiten nur hätte
nicht mit im Gleichklang des Wahnsinns gesungen
Zerstörungen wären dann wohl erspart geblieben
und niemals würde um Schuld und Sühne gerungen
Unübersehbar was all die düsteren Jahre schafften
Untergang und Aufbruch gleichzeitig geboren
Und in jenen Tagen doch große Lücken klafften
ein gnädig’ Zufall hatte so manchem Vorteil erkoren
Genügend zu essen in warme Kleidung gehüllt
das sichere Zuhause in behütetem Umfeld gefühlt
Wo andere mußten darben ums Überleben kämpfen
schien auf uns wärmend relativer Sonnenschein
Gut behütet vor den üblichen Überlebenskrämpfen
tauchten wir in ein wohl interessanteres Leben ein
Konnten beizeiten lernen eigenständig zu hoffen
auch standen die allerbesten Bildungswege offen
Wie man unter derartigem Glück nur mag jammern
wie man denn nur kann diese Vorteile vergessen
Wie da sich beständig mit Hader rückwärts zu klammern
das Herz zu vergewaltigen völlig gänzlich besessen
An derartigem Trugbild wollte ich mich niemals weiden
derartige Undankbarkeiten gilt es anhaltend zu vermeiden
Jene Personen wie könnte man sie auch denn vermissen
Wo sie so beständig pflegen die falsche Erinnerung
Sie haben sich ganz einfach ins falsche Leben verbissen
und suhlen sich wühlend im selbstgeschaffenen Dung
Statt ärmlich und kleinlich endlos zu klagen
Statt in Trübheit und Stumpfsinn zu verzagen
Sollten sie ihre seltsamen Grenzen erfragen
Und nicht sinnlos im Dunstkreis der Lüge jagen
Vielleicht ließe Leben so sich besser ertragen
Die eigene Zuständigkeiten endlich begreifen
Um in Eigenverantwortung dann schließlich zu reifen
(25. April 2013)
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Die Konferenz
Ich sehe sie noch in Konferenzen sitzen
Wie sie über Nichtigkeiten schwitzen
Jenes über Nebensächlichkeiten Brüten
So sich vor kritischen Einsichten hüten
Es melden sich nun auch jene zu Worte
Die ansonsten von schweigsamster Sorte
Denen Wahrheiten so gar nicht schmecken
Deren Leidenschaft eher das Speichellecken
Wie sie anödend große Wörter schwingen
Vorgeblich stets nur ums Allerbeste ringen
Dabei in trübster Brühe behäbig schwimmen
Abweichende Gedanken sie zutiefst ergrimmen
Wie sie gleichwohl verstohlen auf Uhren sehen
Die meisten würden wirklich gern schon gehen
Doch zugeben solch verborgen’ Wunschgedanken
Brächte ihre Subalternität verderblich ins Wanken
Alle Welt mit Euphemismen kleingeknechtet
Alles mit kleinem Horizont schön gerechnet
Kleine Lichter flackern in der Tischerunde
Und hoffen vor allem auf gemächlich’ Stunde
Jenes sich gegenseitig auf Schulter Klopfen
Mit genehmer Selbstgefälligkeit verkopfen
Mit falschen Kleidern den Schein gut wahren
Und Zeit für Zeit in diesem Trott verfahren
Dabei so tun als sei man selbst die Innovation
Vorauseilend’ Gehorsam als gewählter Ton
Im Umgang mit all dem was Widrigkeiten
Jedoch niemals Risiken durch fruchtbar Streiten
Da besser schon ausgetretene Bahnen hegen
Eigene Enge als verbindlich’ Maßstab pflegen
Unerwünscht ist Störung durch echte Tat
Gefährdet doch den Rhythmus im Hamsterrad
Also Aktionismus in treuer Selbstgefälligkeit
Den Ernst übertünchen in gespielter Heiterkeit
Mit Witz Speis und Trank Frohsinn generieren
Sich ob der Täuschung kein bißchen genieren
Was sind wir doch für eine gemütliche Runde
Wie wir schaffen das Größte in jeder Stunde
Wie wir der Obrigkeit gut und folgsam dienen
Bei allem Geschehen mit zustimmend Mienen
Ach wie sind jene halt manifest als Ineffizienz
Verborgen in jener seltsam’ Art von Konferenz
Wie geschickt sie Stillstand können verbergen
Wie duldsam sie sich fügen zu Geisteszwergen
Doch eines läßt sich dem wachen Betrachter
nicht verhehlen
Wie sie unverantwortlich einfach wertvolle
Zeit nur stehlen
(Fagusarua, 2. November 2013)
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