Um 2013 / 2014

Ein Gedicht

Verstummt sind sie
     all die Heimwerkerorgien
Verschwunden im
     Nichts kurzer Gegenwart
Kein Halm wird gebogen
Kein Ast wird gekrümmt
Weder Holz  noch Beton röcheln
     ihren Hauch der Vergänglichkeit
Alles verschluckt von tiefster Nacht

Stille.


Verborgen im ruhigem Taktschlag
     tiefster Nachtidyllen
Entschwunden den Sinnen
     auf Wahrnehmung geeicht
Keine dümmlichen Reden
Keine unsäglichen Forderungen
Weder Aufplustern noch Geschrei
     stören nun das ruhende Gemüt
Verborgen unter dem Mantel der Nacht

Stille.


Abwesenheit greller und schreiender
     Mattscheibendummheiten
Äthertöne verwandelt in ihre
     nichtende Bedeutungslosigkeit
Jene Bilder endlich ausgeblendet
Jene Töne in Tiefen entsorgt
Aufmerksamkeit denen entzogen
     die danach heftig gieren
Sich in eigene Nachdenklichkeit begeben

Stille.


Jahreszeiten in ihrem steten Wechsel
     ein Kommen und Vergehen
Mitmachappelle und üble Lockrufe
     verstummt in ihrem Bewirken
All den Nichtigkeiten entsagt
Überflüssiges weit abgewiesen
Geblieben ist Schweigen der Winde
     über nebelhaftem Gebiet
Wandern in dunkler Unendlichkeit


Ruhe.

(Fagusarua, 13. Oktober 2013)

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Seid eingedenk

Wie oft schon das Gesicht gewendet wenn Abschied naht
Den Schmerz verborgen oder als Zeichen getragen
Welche Bedeutung soll haben die Art des Schwindens
Die Vorstellung trauriger Wege gilt es zu verwinden
Mit stolzen Flügeln hinweg in den fernen Süden
Fröhlich zu Fuß auch nur ein paar Meilen von hier
Motorisiert enteilend auf schnellen Asphaltbahnen
Auf singenden Geleisen hin zum Ziel das geboten
Mit Fluggeräten hinweg über das was weit unten
Oder auch nur kraftvoll ans andere Ufer geschwommen
Wie immer sich auch all die Abschiede gebärden
Wer weiß schon wie die Wiedersehen werden

Welch ein Blick in der Augen Abschiedsschimmer
Möglich letztmalig, denn vielleicht kehrt man nimmer
Das Denkbare wird in Verdrängung von sich geschoben
Hoffen und Träume in ertragbare Wirklichkeit erhoben
So nütze die Sekunden und sei gegenwärtig heiter
Keine bösen Worte als möglich letztes Zeichen
Und geht es mit Gemeinsamkeit einmal nicht weiter
Wird das Erinnern keinen Versäumnissen weichen

Wo das Schicksal zuschlägt bleibt immer zurück
Ein Stück Denken an das gewesene Glück
Ein Wissen um tiefes Wirken in jeglicher Not
Und am Ende geschlagen von Gevatter Tod


Vor Spiegeln stehen und in trübe Augen sehen
Versuchen das Geschehen einfach umzudrehen
Doch Verlieren deutlich gezeichnet
In stillem Einklang mit trauernder Seele

So auch des eigenen Endes zunehmend gewärtig
Seht die schwärzenden Zeichen am Horizont

Zeitnah gehend schwindend ins Irdische versinkend
Ein paar traurige Augen zurücklassend weinend
Um Vergangenes und um eigene Vergänglichkeit

(15. Juni –  xx. Juni 2013)
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Die alte Kneippstadt

Als Kind den Ort stets nur öde empfunden
Nervend’ Anhängsel bei tumben Sonntagsrunden
Kurkonzerte wirkten wie Krach als Seelenqual
Und endlose Runden wie in einem Jammertal

In der Jugend bestrebt dies alles nur zu meiden
Den Frohsinn konnte jene Stadt gänzlich verleiden
Als Stillstand längst im Sinn verhaftet verblichen
Dieser Langeweile fortan beharrlich ausgewichen


Doch führt heute mancher lange Schritt
Mich durch die Häuser und Gefilde
Mit anderen Augen wirkt jeder Tritt
Nun wirklich nicht nur mehr öd’ Gebilde

Es gibt Tage voller Rast und Ruh
Verbunden mit ganz viel Behagen
Was ich auch immer dort nun tu’
Wir scheinen uns nun zu vertragen


Endlose Natur in schönsten Farben
Der Stille wertvoll güldene Garben
Doch auch Trubel wenn mal begehrt
Die Gefühle sind wohl nunmehr verkehrt

Heut’ kann ich hier nun recht gut genießen
Kein Drang mehr sich da ganz zu verschließen
Genügend Tun gemäß dürstenden Sinnen
So manches läßt sich auch hier ganz gut beginnen


Es gibt Tage die voller Buntheit locken
Einen jeden Blick füllt dann Sonnenschein
Kein Gedanke erfüllt von zerrend Brocken
Fast fühlt man sich hier dann daheim

Seht dann nur all die stolzen Gebäude glänzen
Wege ziehen sich mit sanfter Verlockung dahin
Menschen gar sorglos scheinend scharwenzeln
Jede Bewegung berge ein Stück Lebenssinn

Doch dann auch all die weisenden Schilder
Zu Sanatorien Kurheimen und Pensionen
Ich seh’ sie noch weilen und all die Bilder
Ein gnädig Schicksal möge sie doch verschonen

Nichts hat ihr geholfen der Fluch blieb bestehen
Zahllos endlose Versuche verpufften ins Leere
Qualvoll schrinkend mußt’ sie letztlich vergehen
Stumm geduldig verschwunden auf Charons Fähre

Vorbei am Ort des Geschehens ein mahnend Ruf
Der rote Keil als undeutbar Signal ist geblieben
Was immer auch dies unbegreiflich Schicksal schuf
Sie hatte stolz sich ihrem eigenen Sinn verschrieben


O – du Ort – du zeigst dich erneut von so vielen Seiten
Die je nach Empfindung mich dann stetig begleiten
Die alle meine Wege gewiß gar behutsam umfassen
Doch gewiß verbleibst du austauschbar und wieder
                         leicht zu verlassen

(23. Mai 2013)
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Sisyphos

Er hatte die Angewohnheit seine Wunschwelt
     stets unaufhörlich entäußern zu müssen
Jener einer Art von Betroffenheit zu eröffnen
     hoffend so Wirklichkeiten  zu schaffen
Trugschluß in steter Wiederholung von Worten
     den Lauf der Dinge zu beeinflussen
Dann doch erkennend die Grenzen dieses Redens
     und entsprechend der Stille Raum geben
Zurückgezogen in die tiefe Verschwiegenheit
     diverser für sich behaltener Traumwelten
Innenwelt als Forum für realistische Bescheidung

Töricht Zeus an den grübelnden Asopos zu verraten
     Enttäuschung taugt nicht für Melderegister
Sinnlos sich wiederholt Thanatos zu widersetzen
     der letzten Endes dann doch stets obsiegt
All diese Krämpfe und Kämpfe windmühlengleich
     verschwindend dann im Staub sinnlosen Tuns
Sich dem Lauf der Geschehnisse nicht entziehen
     dem Flußlauf nicht entgegen schwimmen
Statt dessen gleiten mit dem endlosem Strömen
     verrinnender Zeit und ihrem Taktschlag
Ruhelosigkeit in die ihr gemäße Bahnen lenken

Steine schlicht anschauen nicht bergauf rollen wollen
Grenzempfindungen niemals in Selbsttäuschung
     der Geringschätzung anheim fallen lassen
Möglichkeiten und Tun dem Einklang zuführen
(9. Juni 2013)
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Illusionen

Von Engelflügeln gestreichelt Seelenaustausch und Körperlichkeit empfangen
Sehnsuchtsvolle Wünsche und endlose Traumwelten in Wirklichkeiten führen
Geheimnisvollen Lockungen und der Seelen Rufe öffnen verschlossene Türen
Die alltäglichen Widrigkeiten fliehen und endlich pulsierend Leben anzuhangen

Sich an diesem prallen Busen nähren und in wilde Tiefen einzutauchen
Die unerträgliche Stummheit in hemmungslose Lautheit zu erwecken
Pulsierendes Empfinden vor nichts und niemandem zu verstecken
Dem Herzenpochen nun endlich des Frühjahrs Süße einzuhauchen

Gemeinsam in des Brunnens Gewässer zu versinken und endlos die Nässe spüren
Und dann in den Strahl der wärmenden Sonne sich erheben und lustvoll ficken
Mit fröhlichem Sinn und reinem Gemüt Nacktheit und Sanftmut überall erblicken
Doch wie verborgene fest in Stein geformte Schönheit in dies andere Dasein führen

(8. April 2013)
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Der besondere Realismus

Der Arzneimittelcocktail als Bereicherung
     des abendlichen Mahls
Ausdruck verminderter Lebensqualität

Anschließend sorgfältige Überprüfung
     noch anstehender Termine
Untersuchungsmarathone und Strahlen

Arztpraxen und Krankenhäuser als Teil
     erweiterten Wohnambientes
Keine Täuschung durch Wunschdenken

Seltsame Gerüche durchdringen Räume
     Windhauchzeremonien aus Duft
Ätherische Deutung der Begrenzungen

Das Gebiß in die trübe Glasschale mit
     Reinigungsessenzen am Bette
Mimik zerfallend ins Miniaturhafte

Prothesen sorgfältig auf den Teppich
     verstaut für Nachtwidrigkeiten
Die physischen wie die psychischen

Eingerichtet in den Ersatzteillagern
     menschlicher Bestimmtheit
Trudelnd im Strom rinnender Zeit

Gummihafte Reste von Schwanzlust
     gesäubert von trüben Säften
Entschiedenhafte Einsicht in Nöte

Tägliches Zeremoniell des Erkennens
     ziehender Unausweichlichkeit
Erledigung drängender Notwendigkeit


Leo klagt zu Cleo er sei längst verrückt
     doch was immer sein Verstand
auch war längst ist er ihm entrückt

Was soll denn all dies öde Räsonieren
     auf Feldern begrenzten Tuns
Endgültig bleibt eh nur das Verlieren

So reimen wir alle ein letztes Mal
     reisen dann schnell in die Stille
Hinein auf dem Weg ins dunkle Tal


Vor Beginn von Schlaf und Traumwelt
     bohrende Sinne aus Wissen
Es eilt die Entscheidung und die Suche

Nach einem Land wo Endgültigkeit
     nüchtern geendet werden kann
Wo Sterben noch billiger zu haben ist

(11. Mai 2013)
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Es nebelt und nachtigallt ...

Wo es unaufhörlich nebelt und nachtigallt
ist stets fast für alles die unpassende Stunde
macht einfach nur feiste Bosheit ihre Runde
Deren Niedertracht dreist ohne Ende hallt

Da hilft nicht Beten auch nicht Klagen
Gar fehl am Platze wäre das Verzagen
Über üble Gesinnung niemals scherzen
Die Gemeinheiten gilt es auszumerzen

Selbst kluges Fliehen stieße ans Ende bald
Wo selbstherrliche Gesinnungen toben
Da ist auch kein Beistand von hoch droben
Wenn es unaufhörlich nebelt und nachtigallt.

(1. April 2013)
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Gefälschte Erinnerungen

O hört sie laut klagen und seht sie verzagen
     über all das was da sei so schlecht gewesen
Wie könnte man es auch nur kleinlich wagen
     ihr Schicksal relativierend als  gut zu lesen
Verwahrlost und verstoßen von allen Seiten
     so hätten sie Aufbruch aus Not nur erlebt

Wahrlich es waren ganz schreckliche Zeiten
     vom Untergang hatte das Land gebebt
Tausende flüchteten aus endlosen Weiten
     waren nur froh daß man hatte überlebt
In Trümmern lagen Dörfer und all die Städte
     es wurde gehamstert ums Überleben gerungen

Denken wucherte wenn man beizeiten nur hätte
     nicht mit im Gleichklang des Wahnsinns gesungen
Zerstörungen wären dann wohl erspart geblieben
     und niemals würde um Schuld und Sühne gerungen
Unübersehbar was all die düsteren Jahre schafften
     Untergang und Aufbruch gleichzeitig geboren

Und in jenen Tagen doch große Lücken klafften
     ein gnädig’ Zufall hatte so manchem Vorteil erkoren
Genügend zu essen in warme Kleidung gehüllt
     das sichere Zuhause in behütetem Umfeld gefühlt
Wo andere mußten darben ums Überleben kämpfen
     schien auf uns wärmend relativer Sonnenschein

Gut behütet vor den üblichen Überlebenskrämpfen
     tauchten wir in ein wohl interessanteres Leben ein
Konnten beizeiten lernen eigenständig zu hoffen
     auch standen die allerbesten Bildungswege offen
Wie man unter derartigem Glück nur mag jammern
     wie man denn nur kann diese Vorteile vergessen

Wie da sich beständig mit Hader rückwärts zu klammern
     das Herz zu vergewaltigen völlig gänzlich besessen
An derartigem Trugbild wollte ich mich niemals weiden
     derartige Undankbarkeiten gilt es anhaltend zu vermeiden
Jene Personen wie könnte man sie auch denn vermissen
     Wo sie so beständig pflegen die falsche Erinnerung

Sie haben sich ganz einfach ins falsche Leben verbissen
     und suhlen sich wühlend im selbstgeschaffenen Dung

Statt ärmlich und kleinlich endlos zu klagen
Statt in Trübheit und Stumpfsinn zu verzagen
Sollten sie ihre seltsamen Grenzen erfragen
Und nicht sinnlos im Dunstkreis der Lüge jagen
Vielleicht ließe Leben so sich besser ertragen

Die eigene Zuständigkeiten endlich begreifen
Um in Eigenverantwortung dann schließlich zu reifen

(25. April 2013)
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Die Konferenz


Ich sehe sie noch in Konferenzen sitzen
Wie sie über Nichtigkeiten schwitzen
Jenes über Nebensächlichkeiten Brüten
So sich vor kritischen Einsichten hüten

Es melden sich nun auch jene zu Worte
Die ansonsten von schweigsamster Sorte
Denen Wahrheiten so gar nicht schmecken
Deren Leidenschaft eher das Speichellecken

Wie sie anödend große Wörter schwingen
Vorgeblich stets nur ums Allerbeste ringen
Dabei in trübster Brühe behäbig schwimmen
Abweichende Gedanken sie zutiefst ergrimmen

Wie sie gleichwohl verstohlen auf Uhren sehen
Die meisten würden wirklich gern schon gehen
Doch zugeben solch verborgen’ Wunschgedanken
Brächte ihre Subalternität verderblich ins Wanken

Alle Welt mit Euphemismen kleingeknechtet
Alles mit kleinem Horizont schön gerechnet
Kleine Lichter flackern in der Tischerunde
Und hoffen vor allem auf gemächlich’ Stunde

Jenes sich gegenseitig auf Schulter Klopfen
Mit genehmer Selbstgefälligkeit verkopfen
Mit falschen Kleidern den Schein gut wahren
Und Zeit für Zeit in diesem Trott verfahren

Dabei so tun als sei man selbst die Innovation
Vorauseilend’ Gehorsam als gewählter Ton
Im Umgang mit all dem was Widrigkeiten
Jedoch niemals Risiken durch fruchtbar Streiten

Da besser schon ausgetretene Bahnen hegen
Eigene Enge als verbindlich’ Maßstab pflegen
Unerwünscht ist Störung durch echte Tat
Gefährdet doch den Rhythmus im Hamsterrad

Also Aktionismus in treuer Selbstgefälligkeit
Den Ernst übertünchen in gespielter Heiterkeit
Mit Witz Speis und Trank Frohsinn generieren
Sich ob der Täuschung kein bißchen genieren

Was sind wir doch für eine gemütliche Runde
Wie wir schaffen das Größte in jeder Stunde
Wie wir der Obrigkeit gut und folgsam dienen
Bei allem Geschehen mit zustimmend Mienen

Ach wie sind jene halt manifest als Ineffizienz
Verborgen in jener seltsam’ Art von Konferenz
Wie geschickt sie Stillstand können verbergen
Wie duldsam sie sich fügen zu Geisteszwergen


Doch eines läßt sich dem wachen Betrachter
          nicht verhehlen
Wie sie unverantwortlich einfach wertvolle
          Zeit nur stehlen

(Fagusarua, 2. November 2013)
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Zyklus: Überlegungen                                       

Beherzigung

Auf dem Gehweg machen wir schnell Platz
Denn es rennt mit größter Hatz
Im Gegensatz zu uns die äußerst langsam
Der subaltern vorauseilend Gehorsam


Umdefinierung der Wirklichkeit

Traum
Wunsch
Ziele

   doch unerreicht
   doch nicht erfüllt
   doch nicht verfolgt

Ergebnisse
(nicht aus Traum)
(nicht aus Wunsch)
(nicht aus Ziel)

     eben rein zufällig

Kluften
Schluchten
Entfernungen

Unüberbrückbarkeiten

(selbst nichts gesehen)
(selbst nichts gespürt)
(selbst nichts erfahren)

     emotionale Resistenz

Überheblichkeit
Selbsttäuschung
Starrsinn

Keine neuen Träume                                                                                
Keine neuen Wünsche
Keine neuen Ziele

Da die alten fortgeschrieben
Wandel als überflüssig gedacht

Verschimmelte Vergangenheit
Untauglich für Gegenwart
Perspektivlosigkeit


Umweg

Ihm fehlen die richtigen Worte.
Die Erinnerung weicht ab,
Von dem was andere wissen.
So sucht er nach neuem Orte ...
Schleicht nach Illusion:
Grundsatzdiskussion!


Regenbogen

Weit viel gezogen
In die Welt
Hinein ins Spektakel
Es greifen Tentakel
Und auch das Geld

Großmut vergessen
Zeiten versessen
Auch schon mal erpressen
Nur eigenes Ermessen

Stolzgeschwellt
Unbefragt das Orakel
Blind fürs Debakel
Ganz hochgestellt
Doch kein Regenbogen

(Juli 2005 bis zuletzt am 4. November 2013)

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